Ein Amphi-Theater mitten in der historischen Altstadt
Förderverein belebt die Bad Königer Freilichtbühne mit Kultur auf hohem Niveau
Es ist sc
hon eine Weile her, dass Bund, Länder und Gemeinde noch über die finanziellen Mittel für prächtige Bauwerke verfügten. Vor rund 25 Jahren lief das Förderprogramm Altstadtsanierung. Auch in der Odenwälder Kurstadt Bad König wurden in diesem Rahmen zahlreiche private und kommunale Fachwerkhäuser instand gesetzt, ebenso die beiden Schlösser – und im Herzen der Altstadt entstand 1985 eine Freilichtbühne, ein Amphitheater nach dem Vorbild alter griechischer Spielstätten. Dieses Sandsteinrund, perfekt in das Bild des historischen Stadtkerns eingepasst,
verfügt über eine hervorragende Akustik. Was unten, in der Mitte des Theaters oder auf der Bühne gegenüber den Rängen gesprochen wird, ist auf allen 700 Plätzen gut zu hören – und das ohne jegliche elektronische Verstärkung. Eine spätere bauliche Veränderung, eine massive Überdachung der Bühne, schränke diese geniale Akustik zwar ein wenig ein, aber seitdem stehen die Künstler – und vor allem auch deren empfindliche Technik – wenigsten nicht mehr im Regen.
In den Anfangsjahren wurde die Freilichtbühne wenig genutzt, einige Feste wurden gefeiert, auch vereinzelte Musikveranstaltungen gab es. Die Jugend eroberte das Amphi-Theater und feierte dort fünf Jahre hintereinander ihre Jugendkulturtage, ein jeweils dreitägiges, recht lautstarkes Ereignis. Danach wurde es wieder ruhiger auf der Sandsteinbühne.
Bis sich Ende der Neunziger einige Bad Königer Privatleute überlegten, den Bewohnern und Gästen der Region abwechslungsreiche Veranstaltungen auf hohem Niveau ohne weite Anfahrtswege zu bieten. Die Freilichtbühne bot sich als Spielstätte förmlich an. Ein Verein – der Förderkreis Freilichtbühne - wurde gegründet. Dieser ist inzwischen 155 Mitglieder stark, wovon 40 als ehrenamtliche Helfer für vielfältige Arbeiten im Einsatz sind. Zudem kooperiert der Verein mit der örtlichen Gastronomie. Zu den Vorstellungen werden die Gäste mit edlen Getränken und kulinarischen Leckereien versorgt – aus der Freilichtbühne wurde das „Kultinarium“.
Zahlreiche große Namen zierten schon das Amphi-Theater: Der große Kabarettist Werner Schneyder war einer der ersten, die auf dieser Bühne standen, Christian Quadflieg war zu Gast, ebenso die Gruppe Godewind aus dem Norden der Republik, Michael Quast, Conny Froboess, Johanna von Koczian, Wolf Biermann, Walter Renneisen, Lisa Fitz Joy Fleming, die Biermöl Blasn, Georg Ringsgwandl, die Münchner Philharmoniker mit ihrem Blechschaden und viele andere mehr gaben in der Kurstadt ein Open Air Gastspiel – oft begleitet vom Läuten der Glocken der angrenzenden Kirche.
Gespielt wird übrigens bei jedem Wetter, aber Regenschirme sind nicht nötig. Sie versperren anderen nur die Sicht – und der Verein hält Regencapes bereit. Sitzkissen für die Sandstein-Sitzränge können bei den Veranstaltern ausgeliehen werden. Die Plätze sind nicht nummeriert. Wer vorne sitzen will, sollte deshalb rechtzeitig erscheinen, Einlass und Bewirtung ist bereits ab 18.30 Uhr. (psi)
Informationen und Karten: Förderkreis Freilichtbühne Bad König, Tel. 06063 3508, www.kultinarium.de